Da habe ich die Nippon Connection groß angekündigt, und es dann selbst doch nur zu einem Film dort geschafft: Colorful von Keiichi Hara.
Selbstmord und Prostitution von Minderjährigen - dies seien Themen, die für einen Animationsfilm eher ungewöhnlich seien und dafür gesorgt hätten, dass Colorful in Japan zwiespältig aufgenommen worden sei, so der Regisseur in einer Videobotschaft, die vor dem Film gezeigt wurde.
Diese dramatische Ankündigung war für mich aus zweierlei Gründen überraschend: Zum einen ist es ja wohl keine Neuigkeit, dass Animationsfilme auch ernste Themen aufgreifen und das nicht erst seit gestern – der Zeichentrickfilm Die letzten Glühwürmchen stammt immerhin aus dem Jahr 1988 und ist einer der heftigsten Antikriegsfilme, die ich je gesehen habe. Zum anderen werden die oben genannten Themen im Film zwar aufgegriffen, spielen jedoch eher am Rande eine Rolle. Sonderlich schockierende Szenen bekommt man nicht zu sehen – insofern ist diese Warnung vor „schwierigen Inhalten“ etwas verwunderlich.
Diese dramatische Ankündigung war für mich aus zweierlei Gründen überraschend: Zum einen ist es ja wohl keine Neuigkeit, dass Animationsfilme auch ernste Themen aufgreifen und das nicht erst seit gestern – der Zeichentrickfilm Die letzten Glühwürmchen stammt immerhin aus dem Jahr 1988 und ist einer der heftigsten Antikriegsfilme, die ich je gesehen habe. Zum anderen werden die oben genannten Themen im Film zwar aufgegriffen, spielen jedoch eher am Rande eine Rolle. Sonderlich schockierende Szenen bekommt man nicht zu sehen – insofern ist diese Warnung vor „schwierigen Inhalten“ etwas verwunderlich.
Aber ich greife vor.
Die Seele eines Verstorbenen gelangt ins Jenseits, verbittert und gleichgültig. Dort wird ihr mitgeteilt, sie erhalte die Chance, wieder in den Kreislauf des Lebens zu gelangen. Hierzu wird sie in den Körper eines Jungen verpflanzt, der zuvor Selbstmord begangen hat. Wenn die Seele innerhalb eines halben Jahres herausfindet, welche Sünde sie im letzten Leben begangen hat, erhält sie das Recht auf Wiedergeburt. Dass sie eigentlich gar keine Lust auf diese ganze Prozedur hat und überhaupt nicht scharf darauf ist, wiedergeboren zu werden, wird dabei nicht berücksichtigt. Im Nu findet sich die Seele im Körper des Jungen Makoto wieder und muss dessen Leben wieder zurecht biegen.
Diese Rahmenhandlung ist in den Einzelheiten ziemlich unlogisch, aber das klammern wir jetzt einfach mal aus, da die Grundidee, eine verbitterte Seele in den Körper eines jungen Selbstmörders zu stecken, interessantes Potential bietet.
Es stellt sich heraus, dass Makoto ein trauriger Einzelgänger war, dessen drastischer Schritt zum Selbstmord auf den Entdeckungen beruhte, dass seine Mutter eine Affäre mit ihrem Flamencolehrer (!) hatte und das Mädchen, in das er verliebt war, sich prostituierte, um "schöne Dinge" kaufen zu können.
Wie Makotos neue Seele langsam lernt, das Leben wertzuschätzen, das ist streckenweise zwar recht langatmig erzählt, bietet aber auch einige sehr lustige Momente, in denen ein japanischer Humor durchschimmert, der zum Lachen einlädt.
Die Animation ist jedoch leider nicht sonderlich gelungen. Bei Aufnahmen von Straßenzügen und Städten gewinnt man den Eindruck, der Regisseur habe echtes Filmmaterial so bearbeitet, dass es animiert aussehe, während die Figuren selbst sehr unecht und wenig detailliert wirken.
Als unerträglich habe ich die ständige Musik empfunden, die jeden schönen Moment mit kitschigen Motiven wieder ruiniert.
Zu guter Letzt wird die Moral, dass man das Leben und sich selbst mit allen Facetten, auch den weniger schönen, lieben sollte, arg überstrapaziert. Gegen Ende des Films war ich regelrecht benommen, als habe man mir eins mit der Moralkeule übergezogen.
Als unerträglich habe ich die ständige Musik empfunden, die jeden schönen Moment mit kitschigen Motiven wieder ruiniert.
Zu guter Letzt wird die Moral, dass man das Leben und sich selbst mit allen Facetten, auch den weniger schönen, lieben sollte, arg überstrapaziert. Gegen Ende des Films war ich regelrecht benommen, als habe man mir eins mit der Moralkeule übergezogen.
Nun ja. Da hatte ich mir doch etwas mehr erhofft. Dem Film zugute halten kann man jedoch die interessante Grundidee und einige wirklich lustige Momente. Und gegen die Einsicht, dass das Leben und die Menschen bunt sind und auch Schattenseiten dazugehören, kann man ja auch nichts einwenden.
Colorful, Regisseur: Keiichi Hara, Japan 2010, 126 min.
2 Kommentare:
Hört sich aber doch trotzdem ganz nett an. Und mit der kitschigen Musik schreckst du mich jedenfalls nicht ab ;).
Kann man diese Filme denn noch sonst wo sehen? Im normalen Fernsehn wird er ja vermutlich nicht kommen?!
Oder hat man jetzt Pech gehabt, wenn man nicht auf der Nippon Connection war?
Hey Carolin,
ich fürchte, dass es sehr schwierig sein dürfte, diesen Film in Deutschland aufzutreiben. Zumal es ihn bisher nur auf japanisch gibt - auf der Nippon Connection wurden eigens für diese Vorführung englische Untertitel eingefügt. Vielleicht wird es irgendwann eine DVD mit Untertiteln geben, aber das wird sicher noch eine Weile dauern...
Viele Grüße!
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